11. April 2019

hautzerlaufen

trockenes rieseln

zwischen wehendem weiß

wehen. weh. alles raus nichts behalten

überlegt sich seiner überlebt sich seiner selbst

und springt und kaum und ist licht

durch stoff

weißes warten wie kalt

zerlassenes licht auf zerlaufener haut

8. April 2019

fettflecken

sie     in fünf minuten tuts nicht mehr weh (grunzt)
er      war keine gute idee auf der weißen bettwäsche pasta mit pesto zu essen. die
         fettflecken gehen doch nie wieder raus!
sie     nee er scheiß drauf sie ich glaube ich muss mich übergeben
er      das kommt bestimmt von den bockwürstchen
sie     mir ist schlecht
er      du hättest weniger essen sollen. was isst du auch im bett?
sie     hast du wasser da?
er      guck mal wie viele fettflecken hier jetzt sind. überall!
sie     tut mir leid
er      kannst sie ja morgen waschen
sie     morgen fahr ich nach jena
er      da ist ganz viel pesto um deinen mund herum
sie     oh gott (beugt sich über die bettkante)
er      ich versteh ich nicht, warum du noch abends im bett essen musst
sie     (übergibt sich auf dem parkett)
er       scheiße was machst du denn??
sie      mir ist so schlecht
er       das stinkt wie sau, hau ab aus meinem Bett
sie      hast du wasser da? (übergibt sich noch einmal)
er      scheiße, hau ab mann!! (schubst sie von der matratze, sie fällt in ihre eigene 
          kotze)
sie     (weint)
er      das stinkt so abartig
sie     (weint)
er      mach mal ein Fenster auf
sie      (weint)
er      du machst mich fertig. warum isst du auch abends im bett? vor dem
          schlafengehen! putzt du überhaupt zähne? ständig muss ich das Laken
          wegen dir wechseln. Du verspritzt darauf öfter Essen als ich masturbieren
          kann
sie     kannst du mir aufhelfen
er      ich hab da echt keinen bock mehr drauf
sie     (weint)
er      mach jetzt mal bitte das scheiß fenster auf
sie     (weint)
er      (tippt eine weile auf seinem handy herum)
sie     (weint)
er      zieh leine jetzt

7. April 2019

flanieren in h.

die eierschalenweiße wand glänzt im irritierten blick der nachmittagssonne und wirft schwere schatten auf die dahinterliegenden wartenden. in der einfahrt, gekühlt von sprossen, die allee erzittert von gefiederten schwingen, kleben worte an der wand, von schwerem teer getränkt und die distribution gebrochener herzen karikierend: es ist genug angst für alle da. // der graue asphalt der straße beginnt zu schwingen, durchbricht die metamorphose vereinzelter kausalketten und spaltet spröde lippen an denen finger kleben wie hubba bubba grün. // ich beuge mich hinab um die fasrige oberfläche der pfützen zu betrachten, drehe mich in linien um die hohen knospen wild wuchernden rhododendrons, der sich von hinterlassenschaften der fetten hunden nährt, die sich in diesen teilen der stadt immer häufiger blicken lassen. // in einem glasumfassten vorraum kniet ein alter mann auf seinem stuhl und knetet die brechenden finger. in seiner wärme suhlt sich das vergessen der nation.

die tankstelle brennt rosiges licht in die dämmerung, feuert scheinheilig schwimmende physalis in einen zustand vollkommender fassungslosigkeit, die sich durch die wohnung des hässlichen mädchens zieht und sie auf der haut hinter ihren ohrläppchen kitzelt. sie bricht ein: in die meere, in den sumpf ihres essenzlosen daseins wahrer emotionslosigkeit. vokale der haltlosen vorstadt in der eigenen unreife. denunzierte milchprodukte. // hinter der lieblichkeit schwebender gärten klebt auf einer orangefarbenen wand: ich kann dir limonade kaufen.

6. April 2019

überfahren

warten. auf das garen des warmen fisches auf deinem bauch. auf abarten und - verharren. vermarkten. verirren im gerüst immergleicher worte. warten warten warten warten warten warten. immergleich immergrün immerkahl immerdunkel was sagst du jetzt wenn ich gehe? es wird nur getrunken wenn geschrieben wird es wird nur // dein fisch ist gar. tennissocken flattern von der leine. dein fisch ist gar. tendierst du auch zu nicht, nichts, negativität? den kaffee nur halb leergetrunken und dann aus versehen schon zähne geputzt. mein fisch ist - da und wird doch immergleich am gerüst zwischen abarten verharren, obwohl, obgleich, ob monstösen überdrusses ob des fließends müden hirnstarrens und obendrein nichts als warten ob ohnehin fassungsloser fluchtgedanken. auf der flucht verraten in der flucht dreizehn tage im garten. vergangene gedanken zermaten. fisch ist in deinen haaren. du hast das tier vergoren, vergessen, überfahren.

- aus literarischer morgengymnastik. input: mirko bonné